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| Zuletzt Online: 06.01.2020
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Puh, hier im Forum war ich viel zu lange nicht mehr. Um deine Fragen- wenn auch etwas verspätet- zu beantworten:
Michael Shellenberger ist einer der Verfasser des „Ecomodernist Manifesto“ und damit einer der Begründer der Ökomodernistischen Bewegung. Dazu gehören unter anderem auch der amerikanische Umweltaktivist der ersten Stunde Stewart Brand, Ted Nordhaus, der mit Shellenberger das Breakthrough Institute gegründet hat, und Mark Lynas.
Was das Obst angeht, war von der Kontamination aus dem Reaktorunglück sowieso nur ein Teil der Präfektur Fukushima betroffen, ein Streifen von etwa zwanzig Kilometer Breite und 50 Kilometer Länge, wobei die Kontamination tendenziell mit zunehmendem Abstand vom Kraftwerk und von der Mitte des Streifens zu den Rändern abnimmt und natürlich, nachdem die Kontamination Ende März / Anfang April 2011 ihr Maximum erreicht hatte, ist sie seither aus mehreren Gründen deutlich gefallen. Inzwischen gibt es nur noch ganz, ganz kleine Gebiete, in denen die Dosisleistung höher ist als an manchen Stellen im Bayerischen Wald.
Außerdem ist Obst aus Fukushima das weltweit am strengsten und engmaschigsten kontrollierte Obst überhaupt. Das Problem ist halt nur das Stigma. Viele Leute denken eben nur, da könnte etwas drin sein.
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Ich bin gerade auf dem Rückweg aus Japan. Dort habe ich am Japan Atomic Industry Forum teilgenommen. Während der Reception gab es eine kleine Ausstellung. Wir hatten auch eine kleinen Messestand. Alle Messestände waren allerdings exakt gleich groß.
Es gab auch einen Verkaufsstand mit Waren aus Fukushima. Ich habe mir ein paar Küchlein mit Pfirsichfüllung, pikante Käsekuchen und Pudding gekauft. Fukushima ist bekannt für seine weißen Pfirsiche.
Außerdem hatte ich Gelegenheit mit Michael Shellenberger zu sprechen.
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Dass seit 2014 keine Kohle mehr zur Stromerzeugung eingesetzt wird, galt nur für Ontario. In Kanada wird weiterhin Kohle gefördert, >50 Mio. Tonnen pro Jahr. Das entspricht ungefähr den deutschen Steinkohleimporten. Rund 30 Mio. Tonnen kanadische Steinkohle gehen auch in den Export, allerdings keine nennenswerten Mengen nach Deutschland. Unsere Steinkohle kommt überwiegend aus Russland, Kolumbien, den USA, Australien.
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BTW, da bei uns ja gerade das Thema Kohleausstieg groß durch die Medien geht... Wir sind ja alle Fans einer gewissen Band aus der kanadischen Provinz Ontario, gell! Apropos Ontario, die haben den Kohleausstieg schon hinter sich. 2003 machte Kohle noch ein Viertel der Stromerzeugung aus, innerhalb eines Jahrzehnts dann der Komplettausstieg, Stromerzeugung aus Kohle 2014: 0!!! Wie haben sie das geschafft? Ganz einfach, indem sie den Kernenergieanteil von 42 % auf 60 % gesteigert haben und ein wenig (7 %) Windenergieanlagen gebaut haben. Gleichzeitig haben sie sogar noch den Anteil der Stromerzeugung aus Gas senken, indem sie den Anteil der Wasserkraft geringfügig erhöht haben. Das nenne ich mal ein Vorbild.
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Ansonsten solltest du dir mal anschauen, was Geraldine Thomas, Leiterin der Chernobyl Tissue Bank am Imperial College London, und Wade Allison, emeritierter Professor aus Oxford und eine der Strahlenschutzautoritäten schlechthin, zu dem Thema zu sagen haben (bzw. schreiben).
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Ein paar Studien kann ich dir geben. Wohl eine der interessantesten ist eine Studie aus Taiwan, wo Stahl, der anschließend zum Bau von Hochhäusern verwendet wurde, bei der Herstellung mit Co-60 kontaminiert worden war. Nur zur Erläuterung: Es ist ganz normal, dass Kobaltquellen zur Füllstandsmessung in Hochöfen verwendet werden, auch dass ab und zu eine Kobaltquelle kaputt geht und die Hochofenladung dadurch leicht radioaktiv wird ist nichts ungewöhnliches. Ungewöhnlich war bei diesem Fall nur, dass viele Kobaltquellen gleichzeitig den Geist aufgegeben hatten und der Stahl aus dieser Hochofenladung vollständig und, ohne noch viel vermischt zu werden, für Stahlträger und Fensterrahmen verwendet wurden und diese auch noch beim Bau einer relativ geringen Anzahl Hochhäuser eingesetzt wurden, wodurch dort tatsächlich signifikant erhöhte Dosisleistungen herrschten. Insgesamt wurden so ca. 1000 Menschen dieser erhöhten Strahlung ausgesetzt, also eine statistisch schon relevante Stichprobe. Das verblüffende Ergebnis war das diese signifikant seltener an Krebs erkrankten und insgesamt gesünder waren als der „Durchschnittstaiwanese“. Signifikant heißt hier übrigens wirklich signifikant! Die relative Häufigkeit lag bei nur 3,5% dessen, was nach dem Bevölkerungsdurchschnitt zu erwarten gewesen wäre. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2477708/
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Im Moment ist der CO2-Ausstoß pro kWh in Deutschland (400g/kWh) übrigens genau zehnmal so hoch wie in Frankreich (40g/kWh). Heute um die Mittagszeit, als unser CO2-Ausstoß sein Minimum am heutigen Tag erreicht hat, war das Verhältnis immerhin noch 7,3 (236g/kWh D zu 36g/kWh F).
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Mit über 500g/kWh standen wir heute früh also mal wieder auf einem der hinteren Plätze in Europa, woran sich durch das kurze Aufbäumen des Sonnenstroms auch bis morgen wenig ändern wird. Bis morgen Abend ist nämlich fü ganz Deutschland komplette Flaute vorhergesagt, so dass uns unsere inzwischen über 50 GW installierte Windleistung praktisch 0 GWh Windstrom produzieren.
Willkommen in der schönen neuen Welt des Ökostroms!
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Nach einer zweiten Erinnerung meinerseits habe ich nun endlich eine, wenn auch inhaltlich sehr, sehr dünne Antwort bekommen. Offenbar wissen die wirklich nicht, was sie eigentlich tun...
Hier die Antwort im Wortlaut:
vielen Dank für Ihre E-Mails und bitte entschuldigen Sie, dass Sie bisher nichts von uns gehört haben. Sie haben sich intensiv mit unserer Arbeit und den 12 Thesen beschäftigt, auch dafür vielen Dank.
Leider ist es uns nicht möglich, auf alle Ihre Kommentare im Einzelnen einzugehen, da unsere Kapazitäten im Allgemeinen recht eng gebunden sind. Sollte Sie eine Frage oder Anmerkung haben, die Sie besonders umtreibt, dann lassen Sie es mich wissen, ich würde mich dann um eine Antwort bemühen.
Eine Anmerkung gestatten Sie bitte zur grundsätzlichen Einschätzung der 12 Thesen vor nunmehr sechs Jahren, dass Windstrom und Photovoltaik die Erneuerbaren Energien sein werden, die das Rennen machen: Diese Einschätzung gilt inzwischen weltweit, die größten Kapazitätszubauten finden hier statt. Das liegt vor allem an den inzwischen konkurrenzlos günstigen Stromgestehungskosten. Wir arbeiten daran, dass sich diese Vorteile angesichts der aber ebenfalls vorhandenen Nachteile – vor allem Volatiltiät – nutzen lassen. Darauf beziehen sich die Thesen 2 bis 12. Man mag im Detail Kritik an den Thesen äußern können, im Grundsatz ist ihre Gütigkeit aber bisher unwiderlegt.
Dass alles ändert nichts daran, dass die Energiewende weiterhin mit großen Herausforderungen einhergeht, auch nicht daran, dass die Dekarbonisierung nicht in dem Maße abläuft wie es nötig wäre. Hier sehen wir denn auch unsere Aufgabe. Kneifen ist keine Alternative. Ihre Einschätzung zur Kernenergie teile ich im übrigen nicht. Alle Projekte in Europa sind inzwischen jahrelang verspätet und von einer Fertigstellung weit entfernt. Gleichzeitig sind die Kosten jenseits von Gut und Böse. Ich sehe nicht, wie Kernenergie in einem Ausmaß genutzt werden könnte, das eine wirkliche Dekarbonisierung ermöglicht. Von Sicherheitsbedenken und Endlagerrisiken ganz zu schweigen.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph ...
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Nun ist es mehr als einen Monat her, dass ich an info@agora-energiewende.de die Mail oben abgeschickt habe. Und auch zehn Tage nach meiner nochmaligen Erinnerung gibt es keine Antwort. Wohl doch mehr „Tank“ als „Think“! Andererseits darf einen das bei dem Dilettantismus, der allgemein bei der Energiewende herrscht, auch nicht wirklich überraschen.
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Ich habe noch etwas ausprobiert, klappt aber auch nicht.
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Ich habe den Link aus LinkedIn aufgerufen und kam problemlos in den Artikel...
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Wie ich ja schrieb, handelt es sich bei unserer Energiewende bisher nur um eine reine Stromwende, wobei man hier seitens der Protagonisten, also Politiker und Leute, die an Erneuerbaren verdienen, in der Betrachtung immer so tut, als könnte man einen Teil der bisherigen Erzeugung einfach durch Strom Sparen unnötig machen und den Rest einfach so durch regenerative Energie ersetzen. Beides stimmt natürlich nicht und, dass der Stromverbrauch auch steigen könnte, wird in den Bereich der Fabel abgetan. Eine wirkliche Dekarbonisierung erreicht man aber nur, wenn man die Sektoren Verkehr und Wärme auch weitestgehend elektrifiziert und das bedeutet natürlich, dass wir in Zukunft nicht weniger sondern wesentlich mehr Strom erzeugen müssen, und zwar weiterhin verlässlich rund um die Uhr. Speichertechnologien verschlechtern durch die erforderlichen Umwandlungen den Gesamtwirkungsgrad erheblich, man müsste also noch mehr Strom erzeugen. Ihr Gesamtpotenzial ist außerdem viel niedriger, als wir das bräuchten.
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